AfD-Sommerfest: Private Familienfeier oder „größtes patriotisches Jugendfest Deutschlands“?

Am Wochenende stellte die AfD in Magdeburg ihre Kandidat*innenliste für die Landtagswahlen 2026 auf. Auch Sebastian Koch, langjähriger Ausrichter des Sommerfestes der AfD in der Altmark, bewarb sich erfolgreich um einen Listenplatz. Doch seine Bewerbungsrede wirft mal wieder ein Schlaglicht auf das von den Behörden des Altmarkkreises als „Privatveranstaltung“ behandelte Sommerfest mit seinen über 500 Teilnehmer*innen. In Magdeburg erklärte Koch, dass es ihm weniger um eine Vorstellung gehe, sondern um eine “Willensbekundung zur Pflichterfüllung”.

Dazu zählte er sein Engagement für die AfD auf: Seit elf Jahren sei er Parteimitglied, sei zudem Kreis- und Fraktionsvorsitzender. “Oder wie viel Energie ich in die Jugendarbeit gesteckt habe: Das größte patriotische Jugendfest Deutschlands ist da nur ein Beispiel.“ Kurz darauf stellte er sich noch als jemand vor, der “sich nunmehr sein halbes Leben dem politischen Kampf gegen die linken Deutschlandabschaffer und deren Netzwerke verschrieben hat”.

Wenn es aber darum geht, sich demokratischen und antifaschistischen Protest gegen das Sommerfest zu verbitten, wird bei Koch aus dem „größten patriotischen Jugendfest Deutschlands“ schnell eine private Familienfeier. Und die ist dann weder anmeldepflichtig, noch unterliegt sie den üblichen Auflagen. Die Behörden im Altmarkkreis müssen aufhören, sich von Koch an der Nase herumführen zu lassen. Seine Bewerbungsrede in der Landespartei sagt es selbst: Das Sommerfest ist integraler Bestandteil des politischen Kampfes der AfD und des Ausrichters Sebastian Koch. Koch benutzt das Sommerfest, um sich mit seiner Jugendarbeit für die Partei zu profilieren. Hier wird nicht harmlos unter sich persönlich Bekannten gefeiert und ausgespannt, hier geht es um die Heranziehung des Parteinachwuchses.

Außerdem pikant: Wenn Sebastian Koch seit elf Jahren Parteimitglied ist, heißt das, dass er etwa 2014 in die Partei eingetreten ist – und damit viele Monate vor seiner Teilnahme an einer Neonazi-Schulung in Chemnitz im Mai 2016. Bislang war bloß bekannt, dass Koch kurz darauf erstmals ein Parteiamt übernahm. Bei der Schulung lief der AfD-Mann mit einem T-Shirt der Neonazikameradschaft „Freie Nationalisten Altmark West“ auf. Das zeigen auch Fotos von jenem Tag. Stellt sich die Frage: Wenn Koch schon sein halbes Leben den politischen Kampf gegen „linke Deutschlandabschaffer und deren Netzwerke“ führt, ist es für den Sommerfest-Ausrichter aus der Neonaziszene dann vielleicht nur eine taktische und eben keine inhaltliche Frage, ob man einer Nazikameradschaft oder der AfD kämpft?

Sollte man jemandem mit einem so taktischen Verhältnis zu Wahrheit und Aufrichtigkeit einfach glauben, wenn er das Sommerfest gegenüber Behörden und der Öffentlichkeit als harmlose Privatveranstaltung darstellt, auf den Bühnen seiner Partei jedoch als “größtes patriotisches Jugendfest Deutschlands”? Der Altmarkkreis Salzwedel kommt seinen verwaltungsrechtlichen Pflichten nicht nach, wenn er sich der offensichtlich erlogenen Schutzbehauptung und Rechtsauffassung von Koch und seiner blau-braunen Truppe weiterhin anschließt und keinen Handlungsbedarf erkennt.